Gaby Skischally hat im Wasserschloss eine tierphysiotherapeutische Praxis eingerichtet, Steffen Knödler einen Teil seiner Unternehmen. Am Wochenende laden sie Besucher ein. © Foto: Birgit Trinkle
Unikat sucht Liebhaber“ ist ein Kunsthandwerkermarkt, aber auch ein Stück Lebensgeschichte derer, die das Wasserschloss in Erkenbrechtshausen bewohnen.
Das Schloss selbst hat vieles gesehen, vieles überstanden. Mindestens 800 Jahre zurück reicht die Geschichte der mittelalterlichen Wasserburg, die wie ihre steinernen Vettern in Hornberg, Lobenhausen oder Wollmershausen das Geschehen an der Jagst bestimmten. Der Bauernkrieg ließ sie in Trümmern zurück, aber sie fand neue Liebhaber, die sie auf- und immer wieder ausbauten, bis sie als spätbarockes Schmuckstück dastand, das den Triensbacher Ortsteil bis heute ziert. Nach Jahrzehnten des Verfalls fand sich 1986 ein privater Investor, der dem Charme des maroden Schlosses erlag, freilich acht Jahre später starb – viel zu früh und lange vor Abschluss der Sanierung. Das württembergische Schloss fiel an den Freistaat Bayern und zerfiel zusehends.
Bereits einige Jahre zuvor war ein junges Ehepaar aus Wiesbaden mit Hund Fax durch Erkenbrechtshausen spaziert: Gaby Skischally und der in Crailsheim geborene Steffen Knödler, die an diesem Tag ihre Familien besuchten. Sie standen schließlich bewundernd vor dem alten Gemäuer, dessen Schönheit schon damals unter all den Zeichen des Verfalls zu sehen war. „Hier werden wir leben“, sagte er. Sie lachte. Ein Schloss. „Ja, klar.“
Aber 2007 wurde das Wasserschloss versteigert und ein alter Traum Wirklichkeit. Es dauerte zwei Jahre, bis das Paar im Besitz des Gebäudes war. Zunächst wurden Büroräume ausgebaut, weitere drei Jahre später zogen die beiden ein. Das Schloss hieß sie willkommen: „Wir haben uns hier sofort wohlgefühlt“, sagt Gaby Skischally. Die 46-Jährige arbeitet mit kranken Tieren, und immer wieder bleibt eines hängen. Neben den drei schottischen Hochlandrindern gibt es derzeit eine dänische Tigerscheckenstute, die aussieht wie Pippi Langstrumpfs Pferd „Kleiner Onkel“, außerdem Schildkröten und drei Katzen. Eine dieser Katzen ist eine ehemalige Patientin, die nach einem schweren Unfall gelähmt ist, der die Blase ausgedrückt werden muss, die sich aber so offenkundig wohlfühlt, dass sie seit acht Jahren Hausgenossin ist.
Markt am Wochenende
„Wir lassen nur Veranstaltungen zu, mit denen wir uns identifizieren können“, sagt Skischally und führt den Yoga-Workshop an. Ihr Mann, 47 Jahre alt, verweist auf Feuerschalen und Lichterketten an den Gebäuden, mit denen am Samstagabend beim Kunsthandwerkermarkt Feststimmung erzeugt wird. Bereits zum sechsten Mal steht Astrid Hackenbecks „Unikat sucht Liebhaber“ für Aussteller, die allesamt von ihrer Kunst leben, für einen Spagat zwischen Kunst und Handwerk, zwischen Traditionellem und Zeitgenössischem. Im großen Saal, in der Kaminlounge und in den Besprechungsräumen sowie im Innenhof gibt es Schmuck, Hüte, Kleidung, Holz-, Stein- und Metallarbeiten. Und der Gewölbekeller wird zur Wein- und Prosecco-Bar ausgebaut.
Quelle: www.swp.de