Mein schlimmster Job – Steffen Knödler – Der Walkman als beste Bewaffnung

Als Schüler nachts Wachmann eines Munitionsdepots zu spielen, kann gruselig werden. Vor allem, wenn man nicht weiß, was da im Dunkeln lauert. In dieser Situation hilft ein Walkman.

Vor dem Studium nimmt man gerne gut bezahlte Nebenjobs an, um sich das Leben zu finanzieren. Mir ging es da nicht anders. So war ich 1992 einige Monate als Wachmann bei der US Army angestellt. Dass mir diese Schichten noch lange Alpträume bescheren würden, hätte ich an meinem ersten Tag nicht gedacht.

Zur Einführung hat sich die Aufgabe super entspannt angehört: Wir sollten im Zweier-Team ein abgelegenes Munitionsdepot im Wald bewachen. In Zwölf-Stunden-Schichten ein bisschen im Kreis herumlaufen und sich die Zeit vertreiben? Super Job! Nach einem Kurs in einem Trainingslager mit Schießübungen bekam ich meine Ausrüstung und schon ging‘s los.

Eigentlich war unsere Anweisung, immer im Team das Gebiet entlang des Zauns zu patrouillieren. Eigentlich… Wer sollte das schon, vor allem in der Nachtschicht, kontrollieren? Oft hat man sich die Arbeit gespart und unerlaubterweise abgewechselt. Während der Kollege ein kleines Nickerchen gemacht hat, bin ich also allein meine Runde gelaufen. Ein paar Stunden später haben wir dann getauscht und ich durfte die Füße hochlegen.

Doch schon auf der Fahrt zur zweiten Nachtschicht haben uns die „alten Hasen“ Gruselgeschichten früherer Wachtrupps erzählt. Kein Grund zur Panik, aber so ganz kalt hat mich das dann bei der nächsten Einzelrunde nicht gelassen. Das ein oder andere Mal habe ich schon einen erschrockenen Satz zur Seite gemacht, als mir eine wilde Katze aus dem Nichts vor die Füße gesprungen ist. Als sich Kollegen dann noch Scherze mit uns erlaubt haben und in Bettlaken gehüllt am Zaun rüttelten, war es mit der Coolness vorbei. Von da an hat man ständig nach verdächtigen Geräuschen gelauscht und einen regelrechten Verfolgungswahn entwickelt. Irgendwann habe ich mich dann mit einem Walkman bewaffnet, um mich bei der Patrouille mit Musik abzulenken.

Nach einem halben Jahr habe ich den Job an den Nagel gehängt und bin wieder zur Schule. Die Bezahlung war für mich als angehenden Studenten sehr gut, aber meinen Nerven waren mir schon damals mehr wert.

Steffen Knödler ist CEO und Co-Founder von Airtango, einem Anbieter von Professional Livestreaming.


Quelle: www.meedia.de