Kunsthandwerk verzaubert Besucher

Was duftet denn da – im halben Schloss riecht’s nach Blüten und Kräutern der Seifensiederin Carola Seifert. © Foto: Fotos: Birgit Trinkle

Crailsheim / Birgit Trinkle 12.11.2018
„Unikat sucht Liebhaber“ im Wasserschloss in Erkenbrechtshausen lockt mit 35 teils hochkarätigen Ausstellern mehr Gäste als je zuvor.

Das Mädchen Okka mag keinen Mädchenkram. Der kleine Ohrring aber, den sie vor dem Spiegel ans Gesicht hält, ist von schlichter Eleganz. Auch die Familie ist angetan: Die Chancen stehen gut, dass Okka nicht ohne diesen Ohrring nach Hause gehen wird.

Jeweils rund 500 Gäste, schätzen die Organisatoren, sind am Samstag und Sonntag zum Kunsthandwerkermarkt „Unikat sucht Liebhaber“ ins Wasserschloss gekommen. Dadurch dass Organisatorin Astrid Hackenbeck in Erkenbrechtshausen nicht nur den großen Innenhof und die Durchgänge der barocken Schlossanlage verplanen kann, sondern auch Besprechungs- und Kellerräume sowie die Kaminlounge, zeigen nur die überfüllten Parkplätze, dass diese Schätzung eher niedrig angesiedelt ist.

Entdeckung einer Passion

Hackenbeck, 1958 bei Frankfurt geborene Hessin und heutige Wahl-Hohenloherin, ist von Haus aus Journalistin. Als Kulturmanagerin der Stadt Weikersheim hat sie 2003 bei der Umgestaltung des Marktplatzes zur autofreien Zone das Potenzial und den Charme von Kunsthandwerk entdeckt. „Mit Herzblut, anders geht’s nicht“, organisiert sie seither die Märkte „Unikat sucht Liebhaber“. „Das geht nur an schönen, ganz besonderen Locations; wenn die Umgebung nicht passt, kommt das beste Kunsthandwerk nicht an.“ Das Wasserschloss sei einfach ideal: „Die Leute rennen mir die Bude ein.“ Schwierigste Aufgabe für sie ist es, aus der großen Zahl der interessierten Aussteller die passenden auszuwählen, sodass eine Balance erreicht, keine Industrieware verkauft und das Niveau gehalten werde.

Den Gästen am Wochenende jedenfalls hat’s gefallen, nicht zuletzt, weil das Schloss so aufwendig beleuchtet und mit Feuerschalen bestückt war. Textildruck, Goldschmuck, Kartenkunst und Grußkartenbüchlein, Strickwaren, Glas- und Metallkunst in ganz unterschiedlichen Stilrichtungen waren zu sehen.

Die ganze Palette

Reinhard Kanzlers Arbeiten sind blattvergoldete Fundstücke, Carsten Bachert fängt mit fragilen Skulpturen das Licht ein, und dann ist da Hans-Jochen Reuter, der auf Wanderungen gerne „Steinmandl“ aufgebaut hat. Als ihm seine Tochter von der Ostsee ganz viele schöne runde Kiesel mitbrachte, hörte er nicht auf, zu stapeln und zu verbinden, aufzubauen und zu illuminieren, und am Wochenende war er ein viel bestaunter Aussteller.

Wer keine edlen Weine verkosten wollte, mochte vielleicht „Charly’s“ Räucherfische aus Kirchberg-Lendsiedel, Ralf Erhardts Maronen oder den Kuchen der Schlossherrin. Simone Drechsel zeigte Mohnjuwelen, Annette Siemens ließ Marmeladen kosten, Fanny Felger arbeitet mit Stoffen. Und wie Okka fanden viele Besucher genau das Richtige.

Quelle: swp.de