Erkenbrechtshausen. Die vierte industrielle Revolution ist längst im Gange. Sie wird die Welt erneut verändern. Darüber waren sich Referenten und Gäste des zweiten Innovationstags der Heitec AG in Erkenbrechtshausen einig.
Ein rundum zufriedenstellendes Fazit zog Heitec-Regionalleiter Melchior Gentner aus Crailsheim, nachdem die letzte Frage bei der Podiumsdiskussion beantwortet war. „Schon die Nachmittagsveranstaltungen mit acht Schwerpunkt-Referaten besaßen hohe Qualität“, sagte Gentner, „danach gabs nochmal eine Steigerung.“
Ins spannende Feld der Zukunftsforschung fiel nämlich das Abendprogramm. „Die Geschichte der Zukunft“ vermittelte der Journalist und Buchautor Erik Händeler aus Ingolstadt – aufschlussreich und unterhaltsam. Seine These: Das Zeitalter der Computerisierung im herkömmlichen Sinn geht zu Ende. Bevorstünden als künftige Wachstumsmotoren Investitionen in „Wissensarbeit“ und – damit einhergehend – ins Gesundheitswesen, vor allem bei der seelischen und sozialen Gesundheit.
Händeler zeigte sich überzeugt, dass die heutige Computerwelt nicht mehr so viel Ressourcen sparen helfe wie noch vor wenigen Jahren. Für ihn logische Folgerung: Eine austauschbare, global vernetzte Welt, die sich nur durch den Umgang mit Wissen als Ressource unterscheidet.
„Unternehmer 4.0“ war der Titel des Vortrags des „Unternehmers des Jahres 2012“, Dr. Manfred Wittenstein. Der sollte in den 70ern erst den elterlichen Betrieb übernehmen, gründete dann aber eigene Firmen. Heute setzt der Unternehmer aus Igersheim ebenfalls auf wissensbasierte Entwicklung und Produktion, um sich erfolgreich auf die vierte industrielle Revolution einzustellen. Nach den vorausgegangenen Epoche machenden Entwicklungen der Dampfkraft, der Fließband-Automatisierung und der Informations-Technologie als den ersten drei Meilensteinen steht nun laut Wittenstein die Zusammenführung von Produktionstechnologien im Internet als nächste Umwälzung bevor. „Damit wird eine ganz neue Welt möglich und nötig“, meinte er. „Das Internet der Dinge mit um ein Vielfaches gesteigerten Datenmengen hat bereits begonnen“, ergänzte er.
Rückendeckung erhielt er dabei in der von Regio-Business-Redaktionsleiter Heribert Lohr moderierten Podiumsdiskussion von seinen Mitdiskutanten. Das Thema „Die 4. industrielle Revolution – Chance oder Risiko für die Wertschöpfung?“. Einig war sich die Runde in der Überzeugung, dass die „neue Welt“ Chancen und Risiken mit sich bringt. Procter&Gamble-Werksleiter Stefan Brünner schilderte das Szenario, dass im Crailsheimer P&G-Werk signalisiert wird, wenn irgendwo in der Welt ein Päckchen Damenbinden aus dem Regal gezogen wird. Keine Utopie mehr übrigens, sondern bei einigen Discountern längst im Einsatz.
„Die Gefahren des Internets kennen wir alle“, sagte Bosch-Werksleiter Joachim Brenner. Wenn die Menschen „mitgenommen“ würden, ergäben sich „riesige Chancen, die Zukunft der Menschheit zu sichern“. Der Crailsheimer Voith-Turbo-Industrie-Chef Matthias Grawe warnte vor sich auftuenden Sicherheitslücken, vor allem im Zusammenspiel mit Kunden und anderen Partnern. Und Heitec-Vorstand Harald Preiml sagte, wichtig sei es, vernetztes Wissen einzusammeln, zu bündeln und per App gezielt und sicher zu nutzen.