HANIX-Bericht: Steffen Knödler und das „Unternehmergen“

Wenn es so etwas wie ein »Unternehmergen« wirklich geben sollte, dann hat er es: STEFFEN KNÖDLER ist ein Self-Made-Man, dem es in die Wiege gelegt wurde, Menschen zu begeistern. Von Matthias Marquart Fotos: Ulla Kühnle

Schlank, sportlich, locker und immer mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. Ein Mensch, der in sich selbst zu ruhen scheint. Kein Wunder. Schließlich besitzt der 44-Jährige ein Schloss, betreibt zwei erfolgreiche Szene-Clubs und betreut als Mitinhaber der Firma Ingenia Projects den größten privaten Windpark Süddeutschlands. Alles »easy« könnte man meinen, doch der Schein trügt. Steffen Knödler ist nicht der Typ, der sich auf dem Erreichten ausruht und – obwohl er sich das leisten könnte – »den lieben Gott einen guten Mann« sein lässt. Nein, Knödler steht unter Strom – und das in nahezu jeder Sekunde seines Lebens.

Und dabei fing alles »ganz unten« an. Sein Lebenslauf liest sich wie der des schon viel zu oft zitierten Tellerwäschers, der zum Millionär wurde. Mit Hauptschulabschluss – auf den Knödler übrigens sehr stolz ist – zum erfolgreichen Unternehmer und Visionär. Wie das geht? Da hat auch Steffen Knödler kein Geheimrezept, will ein solches auch gar nicht präsentieren. Und doch lässt er sich auf die Frage, was sein persönlicher Schlüssel zum Erfolg war und ist, ein paar Sätze entlocken: »Durchhaltevermögen, aus Misserfolgen lernen, diese annehmen ohne dabei die Fehler bei anderen oder irgendwelchen äußeren Umständen zu suchen sowie der Wille und die Begeisterung sich für etwas einzusetzen von dem man überzeugt ist.« Dies sind für Steffen Knödler keine Worthülsen und Phrasen, sondern Eckpfeiler seines Werdegangs, seine persönlich gelebte Philosophie. Und dazu zählt er auch Authentizität – und authentisch ist der Crailsheimer. Er macht keinen Hehl daraus, dass sein Leben lange Jahre davon mgeprägt war, zu wissen was er nicht will, ohne zu wissen, was er will. Doch gerade auch in diesen Phasen probierte er sich ständig neu aus, ließ keinen Stillstand zu, bildete sich weiter. Grundschule, Hauptschule, eine Lehre zum Maschinenschlosser, Intensivkurs zur mittleren Reife, Fachhochschulreife, ein Maschinenbaustudium mit anschließendem Studium »Engineering Project Management« in Birmingham. Knödler: Vor allem das Studium in England hat mich sehr geprägt. Ich habe dort viele Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt, in einer international besetzten Wohngemeinschaft mit acht Kommilitonen gewohnt, die Sprache richtig gelernt und meinen Horizont erweitert. Mein Blick auf die Welt hat sich damals für immer verändert.«

International war dann auch sein anschließender Job. Für die Lufthansa war er weltweit als Berater auf Flughäfen aktiv, wenn es darum ging Einsparpotenziale zu erkennen und umzusetzen. Knödler: »Damals habe ich erkannt, dass es – mit dem entsprechenden Know-how und einer neuen Software – möglich wäre, den Fuhrpark und den Betrieb eines Airports so zu optimieren, dass Millionen eingespart und gleichzeitig Sicherheit und Transparenz optimiert werden könnten.« So kündigte Knödler seinen sicheren und gut dotierten Arbeitsvertrag bei der Lufthansa und wagte mit seinem Bruder den Sprung in die Selbstständigkeit. Mit Erfolg. Ihr Unternehmen war dabei durchzustarten, als das Attentat
auf das World-Trade-Center die gesamte Luftfahrtindustrie kurzzeitig ins Straucheln brachte. Knödler: »Dummerweise war das genau der Zeitpunkt, zu dem wir dringend Liquidität benötigten. Für ein weiteres notwendiges Investment war die Bank zu diesem Zeitpunkt aber nicht bereit.« Die Folge: Insolvenz. Doch Knödler war auch weiterhin von seinem Projekt überzeugt, wickelte die Insolvenz ab und ging erneut an den Start. Mit überragendem Erfolg. So konnte er mit seinem System unter anderem in München und Singapur derart überzeugen, dass er Branchengiganten wie Siemens aus dem Rennen warf. Knödler mit einem Grinsen: »Die kamen dann mal ›ins Ländle‹ – quasi an das Endeder Welt – nur um sich anzusehen, wer ihnen da die Butter vomBrot genommen hatte. Als die sahen, dass sie von einer kleinen Firma mit weniger als zehn Angestellten ausgestochen wurden, waren die einfach nur platt.« So wurde das Unternehmen sogar in den USA, im Silicon Valley, zum Gespräch. »Plötzlich hatte auch ein Großunternehmen Interesse an unserer Technologie und war bereit gutes Geld für eine Integration in ihre Unternehmensgruppe zu bezahlen. Die Synergien waren offensichtlich und es war klar, dass es langfristig für uns keine bessere Alternative gab, als diesen Schritt zu gehen«, berichtet Steffen Knödler. So verkauften sie ihr Unternehmen, waren noch knapp zwei Jahre als Geschäftsführer aktiv, um den Transfer möglichst reibungslos zu gestalten und dann komplett auszusteigen.

Mit dem Kapital aus dem Unternehmensverkauf erfüllte sich Steffen Knödler dann einen langgehegten Traum. Er kaufte das Wasserschloss in Erkenbrechtshausen. Er lacht und berichtet: »Als wir die Firma noch hatten, wollte ich schon immer das Schloss erwerben und als Eigentümer zum Unternehmenssitz machen. Jetzt hatte ich das Schloss, aber keine Firma mehr.« Also musste eine neue »Nutzung« her. Gemeinsam mit seiner Frau Gaby renovierte und sanierte er das Schloss, baute es zu einer Event-, Kultur und Bürolocation aus. Doch nicht nur das. Mit Solaranlagen, einer selbst gebohrten Quelle, einem innovativen, nachhaltigen und energieeffizienten Heizungssystem und kompletter LED-Beleuchtung, verwirklichte und verwirklicht er seine Vision von einem autarken Schlossbetrieb. Knödler konnte so die jährlichen Betriebskosten des gesamten Schlosses auf unter 10.000 Euro senken. Ein vielbeachtetes Vorzeigeobjekt, für das auch eine eigene Stromversorgung bereits in Planung ist. Doch damit nicht genug. Derzeit hat der Multi-Unternehmer ein weiteres bahnbrechendes Pilotprojekt am Start, das vielleicht bald für schnelles Internet für alle – auch im ländlichen Raum – sorgen könnte. Langweilig wird es Steffen Knödler, der »ständig unter Strom steht« also auch in naher Zukunft mit Sicherheit nicht. Im Gegenteil. Wieder lächelt der Unternehmer schelmisch: »Einen Berater für ›Life-Balance‹ – den könnte ich manchmal wirklich brauchen.«

Quelle: HANIX, Das Magazin aus Heilbronn, Nr. 40 / Dezember / Januar 2016 /

Von Matthias Marquart / Fotos: Ulla Kühnle

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