EM im Schloss – Italienisches Quartett jubelt!

(Von links) Federico Fratin, Roberto Vedovato, Laura Busatto und Stefano Martini freuen sich. Fotos: Richard Bühler
 

Für Laura Busatto, Roberto Vedovato, Federico Fratin und Stefano Martini war das Halbfinale Deutschland gegen Italien gestern etwas ganz Besonderes. Das Quartett aus dem Land von Pizza, Pasta und Amore bejubelte den 2:1-Sieg der Squadra Azzura im Wasserschloss in Erkenbrechtshausen, fernab der Heimat. Die vier Italiener sind derzeit bei Bosch in Crailsheim zur Maschinenabnahme und nutzten ihre Freizeit, um mit Projektmanager Roland Bringmann das Spiel auf Großleinwand zu verfolgen. „Ein echter Klassiker“, sagte Stefano Martini freudestrahlend. Schon als neunjähriger Knirps hatte er das WM-Halbfinale der beiden Teams in Mexiko am Fernseher verfolgt. Wie die Eltern nach dem Jahrhundertspiel, das 4:3 für Italien ausgegangen war, mit Fahnen jubelten, habe er noch immer in bester Erinnerung, sagte Martini.

Und auch gestern hatten die Italiener mehrfach Grund zur Freude. Das Schloss sei sehr schön, das alte Gebäude im modernen Stil ein echter Blickfang. „Normalerweise sieht man ein Fußballspiel nicht in so einer tollen Umgebung“, lobte Federico Fratin, der morgen wieder abreist und das Finale gegen Spanien dann wieder in heimatlichen Gefilden verfolgen kann, das Ambiente. Was in Italien nach dem Sieg gegen Deutschland los war, konnte sich Stefano Martini nur allzu gut ausmalen. „Das ist alles wie in einem großen Casino, Freude pur“, sagte der Italiener. Seine Chefin, die gestern Morgen erst angekommen war, hatte es anfangs sehr befremdlich gefunden, mit so vielen Deutschen so ein Fußballspiel anzusehen. Aber das habe sich schnell geändert, „weil wir ja gewinnen“, erklärte Laura Busatto lachend.

Aufgrund des schlechten Wetters wurden gestern im Schlossinnenhof noch Zelte aufgestellt. Während der zweiten Halbzeit zog es die Zuschauer aber ins Innere.

Weniger gut gelaunt war verständlicherweise Jonas Burkert, der mit seiner Freundin Diana ins Wasserschloss gekommen war. Der junge Hobbykicker hat zwar seit kurzem sein Abitur in der Tasche und konnte zum ersten Mal bei der EM ein Spiel völlig befreit anschauen, aber die Enttäuschung über das Ausscheiden der deutschen Elf konnte er nicht verbergen. „Wir haben gut angefangen, hatten bessere Chancen, aber dann haben wir zwei dumme Tore kassiert“, ärgerte sich der Abiturient. „Im Fußball gibt es einfach manchmal keine Logik!“

Trotz der offensiven Einwechslungen blieb es letztlich bei der deutschen Niederlage, das 1:2 von Mesut Özil per Elfmeter fiel zu spät. „Es hat halt einfach nicht sollen sein“, sagte dann auch Steffen Knödler, Besitzer des Wasserschlosses und Veranstalter des Public Screenings. Trotz des schlechten Wetters gestern, das sich auf den Zuschauerzuspruch auswirkte, zog er zufrieden Bilanz der fünf EM-Veranstaltungen im Schloss: „Wir haben genau das Publikum erreicht, das wir erreichen wollten.“ Im Freien habe man halt mit dem Wetter zu kämpfen gehabt, das sei in der Planung schwierig zu berücksichtigen. So wurden gestern im Schlosshof spontan noch Zelte aufgestellt, die etwas Schutz boten. Ob er bei der WM wieder eine ähnliche Aktion machen werde? „Wir werden es wohl adaptieren und nur innen machen“, erklärte Knödler. Drinnen sei es immer ausgebucht gewesen, und auch im Freien habe man einige Hundert Besucher gehabt – wenn das Wetter mitspielte.

Autor: JOACHIM MAYERSHOFER | 29.06.2012

Artikel aus der Südwestpress: www.swp.de