Pre-Opening Kantine Schwäbisch Hall / Euphorie unter der Discokugel

Glücklich und etwas ungläubig schaut Marc Zillmann von der Bühne in den rappelvollen Saal. „Ist ja der Wahnsinn, was hier los ist“, scheint er zu denken. Applaus und Jubel brandet ihm und der Band entgegen. Der Mittwoch ist wenige Minuten alt, und in der Alfred-Leikam-Straße 7 im Solpark herrscht wieder Leben. Ein neuer Live-Club ist geboren: die „Kantine 26“ – oder einfach „Kantine“. Vier Stunden zuvor huscht ein etwas angespannter Steffen Knödler durch die vollständig sanierten Räume. Wie das so ist bei Neueröffnungen, wurde in den letzten Tagen vor dem Startschuss viel malocht.

Am Abend der Pre-Opening-Party, also der „Vor-Eröffnungs-Feier“, treibt den Chef nun die Frage um: Hat sich die ganze Arbeit gelohnt? Hat sie. Bereits um 21 Uhr müssen die Leute vor der Tür lange anstehen. Der Club ist voll. Wer reinkommt, bemerkt sofort: Der rustikal- industrielle Charme des ehemaligen Offiziersclubs der US-Streitkräfte, der auch schon den NCOClub über viele Jahre geprägt hat, wurde erhalten. Und doch ist irgendwie alles neu. Videoprojektionen an der Decke zeigen Sequenzen aus „Raumschiff Enterprise“, das Licht-Konzept an den Bars und in den Durchgängen ist ein völlig neues, eine große Discokugel dreht sich im Hauptsaal an der Decke – und wirft ihr Licht auch auf den VIP-Bereich, dessen Zugang ein breitschultriger Security-Mitarbeiter bewacht. Wirklich beeindruckend ist jedoch das, was aus den Lautsprechern kommt. Das liegt zum einen an der nahezu perfekt abgestimmten und beeindruckend präzisen Soundanlage. Zum anderen an denen, die den Sound erzeugen.

Das Bandprojekt The Wright Thing aus dem Rhein-Neckartal rund um JasonWright bietet mit seinen Sängerinnen und Sängern eine außergewöhnliche Liveshow. Mit dabei: Nina Kutschera, Teilnehmerin der Castingshow „The Voice Of Germany“ und sowohl körperlich als auch stimmlich auf Augenhöhe mit Beth Ditto von Gossip.

Das Konzert steuert auf seinen Höhepunkt zu, als der einmalige Danny Martinez Labana mit seiner Gitarre ans Mikrofon tritt, um das mexikanische Volkslied „La Bamba“  anzustimmen – dann jedoch Riffs aus „Smoke on theWater“ vonDeep Purple und „Enter Sandman“ von Metallica einstreut. Durch die Show führt Marc Zillmann, schon zu NCO-Zeiten kaum aus dem Club wegzudenken. Er hat zwischen Soul-, Funk- und Popsongs die rockigeren Nummern parat – „aber immer noch SWR3-tauglich“, wie er betont. Also Linkin Park, Kings of Leon, Papa Roach. Percussion, Burlesque und einDJ, der in jeder Sekunde seines Schaffens die volle Aufmerksamkeit genießt, tun in dieser streckenweise euphorischen Dienstagnacht ihr Übriges. Schafft es Steffen Knödler, dieses Niveau zu halten, ist eine große Lücke im Haller Nachtleben geschlossen.

 

Quelle Text: HallerTagblatt.de // JOCHEN HÖNESS

Fotos: Christian Sauermann / babbeq.de