„Ein Glück für die Raumschaft“

Wenn der Crailsheimer Historische Verein unterwegs ist, wird oftmals ein historisches Gebäude besucht. Am Wochenende gab es ein besonders schmuckes Ziel: das Wasserschloss in Erkenbrechtshausen.

Er hat Visionen. Ist begeisterungsfähig. Und kann sich Unkalkulierbares schönrechnen. Nur deshalb – und weil seine Finanzen stimmten – konnte Steffen Knödler das marode Wasserschloss in Erkenbrechtshausen überhaupt kaufen. „Für das Schloss und die Raumschaft ein Glück“, sagte Folker Förtsch vom Historischen Verein, denn sonst wäre der Bau dem Verfall preisgegeben worden.

Auf Samstag hatte der Verein zur Ortsbesichtigung ins Wasserschloss eingeladen. Schlossherr Knödler führte die etwa 40 Besucher höchstselbst und nahm sie mit auf eine Reise, die beides beinhaltete: das Alte, nämlich das Schloss, und das Moderne, nämlich die Art der Sanierung, die Nutzung und die Ideen, die Knödler mit seinem Schloss hat.

Zuerst kam das Historische: Das Wasserschloss wurde um 1550 gebaut, um 1760 erhielt es seine jetzige Winkelgestalt. Dennoch: An ein barockes Märchenschloss erinnert der Bau nicht gerade. „Das hat mir von Anfang an gefallen“, bekannte Knödler, dem das verschnörkelte „Barockoko“ nicht zusagt: „Ich bin eher fürs Schlichte, Gradlinige.“

Und nun kam das Moderne, vor allem das Energiekonzept: Knödler bekommt sein Schloss nämlich warm, und das zu einem vertretbaren Preis – wenn die Solaranlagen, die Wärmetauscher und die weiteren Anlagen fertig installiert sind. Der Besitzer hat eine Wandheizung und alternativ große Alu-Heizkörper installieren lassen. Dazu eine Ringleitung, die das gesamte Schloss umschließt.

„Mit niedriger Temperatur und hoher Geschwindigkeit schießen wir das warme Wasser durch“, sagte er. „Außerdem lassen wir die Temperatur nicht absinken. Dadurch nutzen wir die dicken Wände als Wärmespeicher.“ So bekommt niemand kalte Füße in den Seminar- und Veranstaltungsräumen sowie in den Büros, die Knödler in der „Zukunftswerkstatt“ vermietet.

Das alles war natürlich nicht billig, denn Lösungen von der Stange gibt es für Schlösser nun mal nicht – und die kämen für Knödler ohnedies nicht infrage. „Da ist schon richtig Geld reingeflossen“, sagte er. Drei Millionen seien es, inklusive Kauf. „Und fertig sind wir noch nicht.“

Dreieinhalb Hektar umfasst das Areal, ein Gemüsegarten ist angedacht, auf der Weide muhen zottelige Hochlandrinder. „Wir wollen hier ein Stück weit autark leben“, sagte Knödler. Auch das ist typisch für das Projekt, das Fortschritt und Tradition verbinden will. Knödler: „Aber wir würden Duffy und Dina natürlich niemals schlachten.“

Quelle: SWP.de / Authorin: UTE SCHÄFER |